Ethnobotanik

Indigene & kulturspezifische Nutzung von Pflanzen & Pilzen

Pflanzen und Pilze sind Teil der Natur und waren seit je her Begleiter des Menschen. Als Nahrung und Heilmittel sichern sie das Überleben der Menschen und als Luxus ergänzen sie seinen Alltag. Die Verwendung von Pflanzen und Pilzen als Therapeutika, findet weltweit statt. Eingebettet in soziokulturelle und schamanische Konzepte durch entsprechende kulturelle Verwendungsregulierungen (Diäten, Verwendungsmethoden, Einschränkungen, Rituale, Kombinationen, Vorbereitungsmerkmale) sind bereits in ihre Herkunftsländer integriert und haben für das Leben der Menschen als Teil ihrer Kultur besondere Bedeutung. Viele dieser Pflanzen und Pilze haben in unserer modernen Gesellschaft ein neues Zuhause gefunden und haben bereits eine soziokulturelle Integration.

 

Auf den Webseiten von ethnobotanik werde ich Artikel zu besonderen Heilpflanzen und Heilpilzen veröffentlichen und dabei Aspekte zur indigenen Nutzung, Beobachtungen und Überlegungen dazu ins Zentrum rücken. Die Tatsache dass Menschen viele Jahrtausende gewisse Praktiken, Weltbilder und Ideen zur Bedeutung, Einnahme und Regulation dieser starken Pflanzen und Pilzen entwickelt haben und sie ihnen bis heute geholfen haben zu überleben, kann als eine Kommunikation zwischen Mensch und Natur verstanden werden. Ich nenne sie "die Alte Sprache" und meine damit die tradierten Nutzungsarten und dazugehörigen Weltbildern, die sich keinesfalls an der modernen psychologischen oder medizinischen Erklärungen orientiert. Die medizinische Nutzung von Pflanzen und Pilzen ist auch immer eine Kommunikation mit ihnen und ist ohne ein animistisches Weltbild kaum durchführbar. Moderne psychologische oder rein physiologische Wirkungserklärungsmodelle von solchen Lebewesen auf den Menschen helfen wenig beim Verständnis und sind kaum anwendbar. Es ist wichtig, diese "Alte Sprache" zu erlernen um eine ganzheitliche Wirkung zu erzielen.

 

Weltweit hat sich die sogenannte psychonautische Szene dem Erkunden der Wirkung diverser indigener Heilpflanzen und Heilpilzen gewidmet. Dabei werden die Pflanzen und Pilze aus ihrem indigenen Kontext enthoben und als Rauschmittel zu verschiedenen Zwecke verwendet. Ob als alternative Heilittel, zur Selbstmedikation oder als Partymittel, der Gebrauch wird von der schamanischen Nutzung entkoppelt. Mehr noch: intensive ausseraltägliche Erlebnisse führen manche Psychonauten zum Neo-Schamanismus und zur selbstständiger Entwicklung von eigenen neuen Ritualen und Regulierungen sowie eigenen Regeln, die sie dann meist zur Selbstheilngszwecken durchführen.

 

Seit dem Jahr 2000 noch während meines Studiums  beobachte ich die verschiedenen Subszenen und Entwicklungen in der europäischen Psychonautik sowie des Neo-Schamanismus aber auch Entwicklungen im klassischen Schamanismus. Ich habe bei relevanten Internetforen gelesen, viele Interviews geführt und arbeitette später selbst beim einzigen deutsch-sprachigen Ethnobotanik-Internetforum ethnobotanik.lu, was von 2004 bis 2018 existierte, mit. So habe ich sehr viele teilnehmende Beobachtungen durchgeführt und konnte sehr nah am Menschen und ihrem Erleben sein. Eine eigene Forschungsarbeit zu visuelanthropologischen und taxonomischen Untersuchungen zu psychoakive Pflanzen, Pilzen und Substanzen zeigte, wie sehr sich manche Pflanzen, Pilze und einige Substanzen durch die besonderen Erlebnisse und Erfahrungen, die mit ihnen während ihrer psychonatischen Erkundungsreisen gemacht wurden, auf den Konsumenten und ihre Lebenswelten auswirken. Immer wieder zeigen sich Selbstheilungserfolge, aber auch Hürden, die dem Psychonauten das Integrieren einer intensiven Erfahrung mit einem starken Halluzinogen zum Beispiel gestellt werden. Es zeigt sich dass das Mitteilen des Erlebten ein wichtiger Bestandteil der Integration des Erlebten in einen Alltag darstellt. Und so gibt es mittlerweile einige Internetforen gefüllt mit Inhalten zu Erlebnisberichten der Psychonauten. Daneben finden wir in solchen Foren viele Gärtner-Themen und hauptsächlich botanische und mycologische Inhalte. Die indigene Nutzung und Bedeutung der Pflanzen und Pilzen ist in kein Forum Gesprächsthema.

 

Mehr zu meiner Magisterarbeit wird demnächst ebenfalls hier veröffentlicht. Während des Studiums der Ethnologie im Hauptfach habe ich mich der Religionsethnologie und Ethnobotanik spezialisiert. Als Ethnologe sehe ich einiges im Internet kritisch und werde dieses auch so formulieren. Ich möchte durch meine Texte die Menschen inspirieren, genauer hinzusehen und ihnen Helfen die vielen informationen besser zu Verarbeiten bzw. ihnen fehlende Informationen bringen.

 

Zum ganzheitlichen Verständnis von Pflanzen und Pilzen gehört vor Allem ein Verständnis der der Natur als heilend, lebendig und beseelt. Dieser fundamentale ganzheitliche Aspekt der traditionellen indigenen Gesellschaften erleichtert die kulturspezifische Nutzung von Heilpflanzen im jeweiligen soziokulturellen Kontext und zeigt Wege zur Behebung von Problemen. Eine ganzheitliche Sicht auf Pflanzen und Pilze ist ebenso zentral wie ihre Anwendungsformen.


Artikel Online:

Erscheint bald: "Rapé - Was wir dazu im Internet finden"

Erscheint bald: "Was ist Ethnobotanik - Fachsystematik und Inhalte"


Vorträge:



Räucherkunde - Bäume & Harze

Die Benutzung von Harzen und Kräutern zum Räuchern und in der Heilkunde ist so alt wie die Geschichte des Menschheit selbst. Altägyptische, antike  und indigene Kulturen verwendeten Räucherstoffe für Rituale, Zeremonien und im Alltag. Das Herstellen dieser Räucherstoffe und Mischungen ist nachwievor eine besondere Kunst. Dem Entgegenwirken unangenehmer Gerüche und zur Dämonenvertreibung wurden den Naturstoffen die Präsenz von Gottheiten und Wesenheiten (Duft als ein Attribut des Göttlichen) nachgesagt. Als Alltagsmittel, zur Reinigung, als Opfergabe oder Geschenk und zur Kommunikation mit Hilfs- und Schutzgeistern, spirituelle Helfern, Naturwesenheiten und den Naturgewalten selbst, werden bis in die heutige Zeit hinein weltweit viele verschiedene Harze und Kräuter verräuchert.

 

Hindus benutzen Räucherungen in allen Tempeln und im häuslichen Gebrauch, während die Buddhisten Räucherungen bei Festen, Feierlichkeiten, Initiationen und Tagesritualen benutzen. Die Chinesen benutzen Räucherwaren zu Ehren der Ahnen und Hausgeister, und in Japan werden die Kami der Shinto mit Räucherungen angerufen. Die antiken Griechen verräucherten Harze als Opfer, zum Schutz vor Unglück und Krankheit. In den christlichen Kirchen wird Weihrauch und Myrrhe während der Messe verräuchert. Bei den Azteken und Mayas war der Copal-Baum als heilig eingestuft, denn dessen Harz spielte bei Festen und Zeremonien eine sehr zentrale Rolle. Bei den Indigenen in Südamerika finden wir die Nutzung von Harzen und Kräutern als Räucherstoffe in diversen Heilzeremonien.

 

Um die Wirkung der Harze zu verstehen, muss man sich die Bäume und ihre Lebenswelten genauer anschauen. Ich möchte Harze aus ihrer Herkunft herraus verstehen und eine ganzheitliche Betrachtung zur Wirkungserklärung mit einbringen.